Am Morgen schulterten wir Spaten und Hacke und gingen nochmal zum Haus von Sofia Laura. Eigentlich dachten wir, dass das eine kurze Sache werden würde: noch die letzten Steine aus dem hintersten Teil des Gartens entfernen und fertig. Doch die Familie zeigte sich fest entschlossen, den Gemüsegarten möglichst bald zum Grünen zu bringen.
Und so legten wir ungeplant, aber mit erstaunlicher Harmonie Hand in Hand den Garten an: Ariel legte aus alten Ziegeln einen Weg. Hansjürg, Nikita und Melanie bauten für den Kompost ein erstes Behelfsdach. Nina, Lucie, Teimi und Alexandra begannen den sehr steinigen Boden umzugraben, häuften eine Schubkarre voller Steine an und füllte noch einen Sack voller Abfall, der unter dem Boden schlummerte. Aus den grössten Steinen wurde um die Obstbäume Ringe gebaut. Nun warten vier angehäufte Reihen auf die Bepflanzung mit Salat, Paprika und Zwiebeln. Das könnte mit der Zeit ein lauschiges Plätzchen werden. Wir freuen uns schon auf die versprochenen Fotos von der Weiterentwicklung.
Zurück in der Kirche staunten wir über Janas Prototyp von einem Moskitonetz. Sie hatte den Morgen in aller Ruhe alleine in der Kirche genossen und dabei fleissig geschneidert.
Sehr viel Mittagspause gab es nicht für Hansjürg und Nina, die sich Fabian anschlossen, um in einem Haus an der Bahnlinie, die Stromkabel zu flicken. Elektroinstallationen sind in den meisten Häusern in San Nicolás eine höchst abenteuerliche und nicht ungefährliche Angelegenheit. In diesem Haus einer 6-köpfigen Familie – 2 kleine Zimmer, eine kleine Küche und ein kleiner Waschraum – liegt einiges im Argen. Die meisten Steckdosen sind nicht mehr in funktionstüchtigem Zustand und selbst der Hauptschalter funktioniert gemäss der Familie nur teilweise. Zudem hängen die Leitungsdrähte frei herunter und bei der Herdplatte werden – weil kein Schaltelement vorhanden ist – einfach die Drähte von Hand in die Steckdose geführt. Wir ersetzten praktisch alle Steckdosen und montieren zudem bei einer Beleuchtung den bisher nicht vorhandenen Schalter. Die Installation erfolgt mit einfachen Mitteln und mit viel Improvisation seitens Fabian und selbst Nina greift zu Bohrmaschine, Schraubenzieher und montiert Steckdosen. Die meisten Häuser haben hier nur eine Netzspannung von 110 Volt, einige wenige Häuser auch zusätzlich 220 Volt-Spannung. Gemäss Fabian ist in den Privathäusern grundsätzlich keine Erdungsleitung vorhanden, diese ist nur im industriellen-produktiven Bereich vorgesehen. Die Fotos zeigen – nie und nimmer -Schweizer-Standard.
Die anderen trafen sich am Nachmittag im Garten Huerto Colomina, um Gärtner Jésus zur Hand zu gehen: Laub rechen und Abfall zusammensammeln, und natürlich (gar nicht gestellte) Fotos vor Bananenstauden. Die Abendsonne tauchte den Garten in wunderschöne Grüntöne.
20.2.24 – Alexandra und Hansjürg
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