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Über Spanischhausaufgaben, Erdklümpchen und Backöfen

Letzte Woche musste ich im Rahmen des Spanischfernunterrichts einen kurzen Text schreiben. Das Thema; ¿Qué sería diferente si no hubiera la pandemia? (Was wäre anders, wenn es die Pandemie nicht gäbe.)

Die Antwort darauf? Todo. Na ja, zugegebenermassen, differenziert ist diese Antwort nicht. Dementsprechend führte ich beschreibend aus. Erläuterte meine momentane, ausserordentliche, marathonartige Daseinsweise, wie es derzeit unzählige Leute in mehr oder weniger betroffenen Ländern tun.

Erst als ich den Text bereits abgegeben habe – eigentlich erst, als ich mir Gedanken darüber machte, wie ich mit diesem Blogbeitrag beginnen möchte – fiel es mir wie Schuppen von den Augen: No es importa que pasaría si no hubiera la pandemia. Lo que importa es que será si hay la pandemia. (Es kommt nicht darauf an, was passieren würde, wenn es keine Pandemie gäbe. Das was zählt ist, was passiert, wenn es die Pandemie gibt.)


Letzen November planten wir – während in Wuhan die ersten Menschen an einem mysteriösen Virus namens Corona erkrankten – unsere Benefizveranstaltungen. So konnte unter anderem ja nicht auf die langjährigen Kuchenstände verzichtet werden. Denn dabei handelt es sich schliesslich um die Gelegenheit, neue Leute über unser Projekt zu informieren und sie damit zum Mithelfen zu motivieren. Ausserdem beschlossen wir ein neues «Essens-Projekt» zu lancieren. Kubanische Bohnen zu kochen und zum Verkauf anzubieten, um ein wenig Authentizität aber auch Abwechslung in die ganze Sache hinein zu bringen.

Nach dieser Sitzung gingen alle ihre Wege. So auch Corona.

Dezember. Adventszeit. Kekse backen. Weihnachten. Kerzen anzünden. Neujahr. Bengalische Streichhölzer. Januar. Dreikönigskuchen «framseln». Letze Vorbereitungen für die Gruppe 2020. Februar. Ein unvergessliches Kuba-Erlebnis. Erste Corona-Fälle in der Schweiz. März. Ungewöhnlich warme Märztage. 13. März. Lockdown.


Die Konsequenz?

Diverse Absage/Verschiebungen sämtlicher Anlässe. So auch die der geplanten Benefizveranstaltungen.


Unsere Antwort?

Die geplanten Benefizveranstaltungen zu coronisieren. Also der Corona-Situation anpassen.


Wie?

Mit dem Tomaten-Bohnen-Gebäck-Hauslieferservice. Wenn die Leute nicht zu uns kommen dürfen, können wir ihnen ja zu Hause eine kleine Freude bescheren. Ganz nach individuellem Bedarf.


Unsere Gruppen spannten sich zusammen und stellten für die drei Samstage drei Teams (Bohnen, Gebäck, Ausliefern) auf.

Die Bohnen mussten aussortiert werden. Gräser, Erdklümpchen und verschrumpelte Böhnchen schmecken nämlich nicht besonders lecker. Ausserdem beinhaltet das traditionelle kubanische Gericht ein Einweichen über Nacht, ein einstündigen Kochen im Dampfkochtopf, das Schneiden von Zwiebeln, Knoblauch, Peperoni, das Möseren von diversen Gewürzen und in unserm Fall das Anrichten in den dafür gesammelten Gläsern. Das lässt die Zubereitung der frijoles negros schnell einmal zeitintensiver werden, als die der hier weitverbreiteten Gschwellti.

Und dass das Gebäck gebacken werden musste sowie die bestellten Waren ausgeliefert werden mussten, verstand sich von selbst.


Dabei wurde viel gelacht und geredet. Vor allem das Sich-wieder-einmal-in-Realität-sehen (wenn auch mit Distanz) bescherte nicht nur mir, sondern allen mit welchen ich dabei sprach, enorm viel Freude.

Und sowohl die Gelegenheit die in der Schweiz köstliche Rarität von Kubanischen Bohnen auszuprobieren sowie das Angebot von Tomatenpflanzen oder ein hausgemachtes Holzofenbrot/ warmer Zopf zum Frühstück geliefert zu bekommen hat viel Anklang gefunden.


So führte das, das was zurzeit in aller Munde ist, zu dem was der von uns belieferte Munde isst.


- Livia

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