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Viñales: Antonio Bandera

Gestern waren wir auf einer ‘finca’. Ein Bauernhof mit ökologischem Gemüseanbau. Da wir in einem Nationalpark sind, sind hier alle fincas ökologisch. Die ‘finca de silencio’ ist ein wenig erhöht und wirkt wirklich ein wenig wie eine Oase.

Wir gingen umher, knuddelten einen kleinen schwarzen Hund mit verfilztem Haar und benannten die Gemüsearten. Zwiebeln, Knoblauch, Karotten, Radieschen, Salat und so weiter. Eine Ziege hat am Tag zuvor drei Jungen bekommen. Diese versuchten ihre ersten Schritte. Ein Mann schaute uns zu und meinte, wir sollten sie doch mitnehmen: Am besten im Rucksack … Und dann machen wir Ziegenkäse. Bestimmt ist Schweizer Ziegenkäse sehr gut. So kommen wir ins Gespräch und der ‘Campesino’ meinte, wir sollten doch am nächsten Tag arbeiten kommen. «Okay», erwiderten wir, «um wie viel Uhr?». Ein Mann, der uns begleitete, mischte sich ein und meinte, morgen sei es zu kalt.

Heute punkt 8 Uhr stehen wir auf der Matte zwischen Gemüseplantagen und dem dazugehörenden Restaurant. Der Deal: Arbeit gegen Essen. Miguel hat sicher nicht mit uns gerechnet. Doch er freut sich wahnsinnig, dass wir hier sind. Zuerst einmal gibt es Kaffee.

Miguel ist der Gärtner hier, oder eben Campesino oder Bauer. Er erzählt uns, dass die Leute sagen, er sähe aus wie Antonio Bandera, ein bekannter Schauspieler bei den Latinos. Er fragt nach unseren Namen, vergisst sie jedoch gleich wieder. So nennt er uns einfach Linda und Vela: ‘Hübsch’ und ‘Kerze’. Seinen Helfer kennt er auch nicht mit Namen und wir nennen ihn für den heutigen Tag Velo.

Wir jäten ein Beet nach dem anderen. Vor allem Linda und Vela jäten; Antonio Bandera hält die Stellung. Sein Gehilfe erledigt andere Dinge. Wir Frauen haben eine frisch geerntete Karotte im Mund, während Antonio Bandera seinem Tabacco raucht. Nach 1 ½ Stunden machen wir eine Pause. Velo schlägt Kokosnüsse von der Palme und bricht sie uns auf. Wir schlürfen den Saft unter einem Palmenblätterdach und lauschen dem Regen. Bis jetzt gefällt uns die gemütliche Arbeitsweise der Cubaner. Arbeiten und Ausruhen ist gleich verteilt. Man könnte jetzt urteilen, der Regen mache den Unterschied, aber ich denke, dass bei Sonnenschein sicherlich genauso oft pausiert wird.

5 Pesos (5 Franken) kriegt Antonio Bandera pro Tag. Im Gegensatz zu anderen, die im Monat 30 Franken verdienen, ist das nicht einmal so schlecht. Doch weit reicht es sicherlich nicht. So ist der Mann mit seinen 65 Jahren noch nie weiter als ins Nachbarsdorf gekommen. Wie die meisten hier kennt er knapp die Hauptstadt oder besser gesagt das Krankenhaus dort. Wir rechnen nach und uns wird bewusst, dass man mit 5 Franken nicht viel anfangen kann, wenn man noch Frühstücken und Abendessen will. Immerhin kriegen die Arbeiter hier ein gutes Mittagessen. Die Restaurantbesucher*innen zahlen für das Buffet eine schöne Summe Geld, welche wir uns nicht leisten können bzw. möchten. Umso besser, dass wir eingeladen werden. Als Helferinnen essen wir hinten in der Küche. Gekocht wird auf dem Feuer, nur etwa 5 Leute kümmern sich um das Essen, welches täglich an mehr als 100 Besucher*innen verkauft wird.

Als wir fertig sind, gehen wir mit Velo zu dem Kabäuschen, in dem die Arbeiter ihren Mittagsschlaf halten. Antonio Bandera führt Tourist*innen umher und macht Spässe. Wir Jungen schlafen im Holzhäuschen. Am Nachmittag um 3 Uhr wird weitergearbeitet. Doch wir sind müde von der trägen Arbeitsweise der Cubaner. Immer wieder warten, pausieren, etwas erledigen, warten, weitermachen, Zwischenpause, warten. Für uns Schweizerinnen fehlt es an Effizienz. Sowas hätten wir in 2 Stunden erledigt. Doch die Cubaner arbeiten lieber 7 Tage die Woche von 8 Uhr früh bis 6 Uhr am Abend. Dafür halt mit Leichtigkeit. Und wenn man mal nicht kommen will, dann kommt man einfach nicht. So einfach. Aber kommt man da nicht in Versuchung immer seltener zu kommen? «Nein», meinen die Arbeiter, «schliesslich will man ja eine Aufgabe und was zu tun haben».

Vera & Nina – Februar 2020


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