Am 25. November mittags erhalten wir die WhatsApp-Nachricht: "Seit heute Morgen früh um 5 Uhr :-)"
Auf nachtdunklen Handy-Fotos sehen wir das Team, das die Fahrräder auflädt, um sie dann ins "Centro" zu bringen. El Presbyterio del Centro: das sind die Kirchgemeinden im Zentrum der Insel mit den Provinzen Villa Clara und Santi Spiritus. Presbyterianisch-reformierte Kirchgemeinden gibt es im Westen der Insel bis etwa zur Mitte. Die "autopista" reicht etwa ebensoweit. Ein langer Weg, 6 Stunden muss man etwa rechnen. Also früh und bei Dunkelheit ans Werk! Um die Mittagszeit geht die Fahrt los.
Kleine Landes-Kunde: Der bekannteste Name im Zentrum dürfte für unsere Ohren die Stadt Santa Clara sein, Hauptsstadt der Provinz Villa Clara. Dort ist das Mausoleum Che Guevaras., in das 1997 seine Gebeine aus Bolivien überführt worden waren. Die Einnahme Villa Claras ist mit dem Namen des Argentiniers verbunden, denn unter seinem Kommando wurde 1958 nach zweijährigem Guerilla-Krieg in den Bergen der Sierra Maestra die strategisch wichtige Stadt in der Ebene von der Rebellenarmee eingenommen. Der entscheidende Wendepunkt, um auch die Hauptstadt La Habana zu besetzen; am 1. Januar 1959 flüchtet Batista ins Exil.
Sancti Spíritus ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Eine Stadt am Fusse einer Maestra (eines bewaldeten Berglandes) und etwa 50 km vom südlichen Hafen Trinidad entfernt. Das machte Santo Spiritus zum Zentrum von Agrarwirtschaft und Handel mit Zuckerrohr, Tabak und Milchprodukten. Sancti Spiritus und Trinidad sind alte Gründungen - seit Diego Velázquez de Cuéllar ab dem Jahr 1514; entsprechend zeugt das Stadtbild von der Kolonialzeit. Reich wurde Santi Spiritus durch seine Zuckerrohrplantagen: in Ausbeutung von Sklav:innen vom afrikansichen Kontinent. Das malerische Trinidad zwischen grünen Hügeln wurde inzwischen wieder für den Tourismus renoviert. Der Unterschied zwischen 2009 und 2018 - den beiden Besuchen aus Solothurn - ist enorm.
Die dritte Stadt, die unbedingt besuchenswert ist, ist Remedios nördlich von Santa Clara. Auch sie eine Koloniastadt, gegründet 1514, mit der ältestens Barockkirche Kubas. Den berühmten Carneval "Parranda" kennt die Togethergruppe allerdings nur von begeisterten Videoaufnahmen per Handy. Eine Fasnacht zur Fastenzeit im Advent übrigens, sie begint am 4. Dezember und endet am Heiligen Abend.
Als der Transport noch besser und es noch genug Benzin gab, im Februar 2018, organisierte Together Weltweit zusammen mit und für alle Jugendlichen in San Nicolás einen einwöchigen Ausflug ins Centro. In erster Linie, damit die Jugendlichen einmal die Chance bekamen, wichtige Städte ihrer Landesgeschichte zu sehen, aber auch um Jugendliche aus anderen Kirchgemeinden zu treffen.
In der presbyterianisch-reformierten Kirchgemeinde Caibariën am Nordstrand der Provinz Villa Clara renovierten wir gemeinsam Häuser, wir besuchten die Kirchgemeinde Remedios, mit ihrem seit vielen Jahren anhaltenden Durchhaltewillen, ihre "Kirche ohne Dach" wieder aufzubauen. Pastor Jésus erklärte uns alles über Bauenwollen und Wartenmüssen in Cuba.
Und in der Kirchgemeinde Santa Clara ein Spieltag.
Auch Trinidad lag auf dem Programm, ein Besuch, der unsere kubanischen Jugendlichen am meisten bewegte: was, alles renoviert? und diese Preise! Und wie komisch das ist, als Tourist:in angesprochen und "behandelt" zu werden. Wo sind die Einheimischen?! - Der gemeinsame lange Heimweg nach San Nicolás durch die Nacht war voller Diskussionen!
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