So langsam rückt der Abschied näher.
Am Donnerstagvormittag drehen wir eine letzte Runde mit dem Fahrrad durchs Dorf, bei der uns die Jugendlichen zeigen, wo sie wohnen. Dazu erzählen sie einige Anekdoten von den Menschen hinter den Türen.
Am Nachmittag werten wir aus: die besten Momente werden aufgezählt: das, was gut gelaufen ist; das, was verbesserungswürdig wäre; das, was wir uns wünschen für ein nächste Begegnung.
Es gab viele gute Momente: die Workshops, die Arbeit im Garten, die Besichtigung der Bienenzucht und der Fliegenfarm, die Besuche bei den Familien, das Thema Migration, das Röstikochen über dem Feuer… Ein spezieller Dank gebührt der Administratorin Sarita, die für uns das Unmögliche möglich gemacht hat. Dass wir jeden Tag Eier, Früchte und Gemüse essen konnten, war eine logistische Hochleistung!
Als grösste Herausforderung wird nicht die erforderliche Flexibilität oder das unterschiedliche Zeitgefühl angesehen, sondern: solches bewusst und deutlich für alle zu kommunizieren. Zusammenfassend kann man sagen: Kulturunterschiede sind nicht die Schwierigkeit, sondern die Missverständnisse, die entstehen, wenn etwas als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Wo Planänderungen oder Zeitverzögerungen kommuniziert und erklärt werden, wächst hingegen Verständnis und Gelassenheit.
Am letzten gemeinsamen Abend nehmen wir uns Zeit: kleine Bücher, individuell gestaltet, dienen dazu, allen eine Wertschätzung und einen Abschied zu schreiben. Parallel gibt es nochmals feine Pizza auf dem Holzkohlegrill mit Helmes, der die Pizzabäckerei auch als Beruf betreibt.
Am Freitagmorgen dann wird gepackt: sehr viel ist es nicht. Drei fast leere Koffer werden es sein, damit die 2024er Gruppe im März für einen Flohmarkt in Solothurn «zügeln» kann.
Den allerletzten Nachmittag werden wir in La Habana verbringen, um die Abschiedszeremonien in Grenzen zu halten. Zuerst geht es zur Buchmesse im Castillo de los Tres Reyes del Morro, einer Festung, die so heisst, weil sie gegenüber der Stadt an der Hafenbucht auf dem „El Morro“ genannten Felsen liegt. Früher schützte sie die Stadt vor Piratenangriffen, heute erinnern nur noch alte Kanonen an das 16. und 17. Jahrhundert. In den alten Gemäuern kann man nun Bücher erstehen: kubanische für 10-30 Pesos und ausländische für astronomische 3000-8000 Pesos. Die Leseratten unter den Kubaner*innen kaufen sich für ihre ersparten Pesos die kubanischen Neuerscheinungen; ein paar Schweizer*innen meinen es ernst mit den erworbenen Spanischkenntnissen und suchen Lektüre von José Martí, dem kubanischen Nationalhelden, den man einmal gelesen haben muss.
Danach ein Bummel durch der Altstadt: Plaza de la Catedral mit kurzem Abstecher auf den Glockenturm, Plaza Vieja, ein Café, Capitol und Malecón.
Dann geht es schnell: kurze Umarmungen am Flughafen in der Parkieren-Verboten-Zone. Und wir stehen verwaist mit unseren Flipflops in der Abflughalle. Viel zu schnell für die Seele sind wir wieder in Zürich: doch gesund, müde und um viele Erfahrungen reicher.
Wir sehen uns bald wieder, bei vielen Anlässen im Monat März!
Danke für Eure Begleitung und ein Hoch auf die fleissigen Bloger*innen, Instagramler*innen und den unersetzbaren Yordany mit seinem mobilen Internetzugang in San Nicolás.
Noah und Alexandra
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