Erfahrungen im Rahmen des Partnerschaftsprojektes «Together» in Kuba, ein Austauschprojekt der Reformierten Kirchgemeinde Solothurn für junge Erwachsene in Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftswerk DM échange et mission.
Erstmals im Jahr 2016 reiste ich mit dem Partnerschaftsprojekt Together nach San Nicolas in Kuba, wo sich unsere Partnerkirche befindet. Ich tauchte in eine andere Welt ein. Die enge Zusammenarbeit mit den kubanischen Jugendlichen ermöglicht es, die Kultur hautnah zu erfahren, wie es als Touristin niemals möglich wäre. Für mich steht die kubanische Kultur für ein positives Lebensgefühl und das Leben im Moment. In der Zusammenarbeit bemerkt man diesekulturellen Unterschiede. Wir Schweizer*innen lernen in Kuba, dass man nicht alles genau planen und kontrollieren kann. Die Kubaner*innen lernen, dass es für uns schwierig ist, wenn wir den Ablauf nicht kennen, und dass bei uns Frauen dieselbe - auch körperlich anstrengende - Arbeit übernehmen wollen wie Männer. Durch das Zusammenarbeiten als ein Team, können wir interkulturelle Brücken bauen und voneinander lernen, denn alle Menschen haben ihre Gründe, warum sie etwas genauso machen, wie sie es tun. Wir haben in diesem Projekt die Chance, voneinander zu lernen und einen Weg mit den Stärken aus beiden Kulturen zu gehen.
Die erste Phase, um eine gelingende Zusammenarbeit zu ermöglichen, ist jeweils das Einswerden als Gruppe. Durch die Offenheit und das Interesse der kubanischen Jugendlichen ist dies ein Vorgang, der wie von selbst geschieht. Wir Schweizer*innen können eintauchen und einen Zusammenhalt und eine Wertschätzung geniessen, die sehr viel stärker ausgesprochen und gezeigt wird, als wir uns das in der Schweiz gewohnt sind.
Als ich 2018 das zweite Mal nach Kuba reiste, entstanden vertiefte Gespräche über die Geschichte des Landes und über die wirtschaftlichen Verhältnisse wie zum Beispiel die Diskrepanz zwischen Lohn und Preisen für Waren. Ich finde auch diesen Teil des Austausches sehr wichtig, denn auch hier gibt es grosse Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Für mich war es spannend zu erfahren, wie anders das alltägliche Leben geprägt ist und auf was geachtet werden muss.
Nun im Februar 2020 während meiner dritten Reise habe ich nochmals andere Aspekte derkulturellen Unterschiede bemerkt. Ich konnte auch viel besser Spanisch und einige Kubaner*innen besser Englisch. Auch Sprachen können Brücken bauen. Man lernt jemanden besser kennen, wenn man seine Sprache spricht.
Was über all die Jahre gleichgeblieben ist: Die Begeisterungsfähigkeit der Kubaner*innen bewegt mich jedes Mal wieder neu. Als ich dieses Jahr wieder zurück in der Schweiz war, empfand ich es mühsam, dass ich vieles, was ich machen wollte, zuerst begründen und viel argumentieren musste. In Kuba kann ich sagen:«Kommt wir probieren das!» und schnell können sich alle für einen Versuch begeistern.
Die Mahlzeiten sind für mich die beste Plattform, um Gespräche zu führen. Daher waren für mich die Momente, in denen wir zusammen assen oder zusammen reisten, die wichtigsten, um uns besser kennen zu lernen. Neben den Gesprächen ist das Handeln ebenso lehrreich, denn in unserem Handeln leben wir unsere Kultur. So ist für mich die gemeinsame Arbeit genauso wichtig wie der mündliche Austausch. Während meiner ersten Reise nach Kuba, hörte ich immer wieder die Geschichte von den Seesternen, in der ein Mensch mit grosser Ausdauer Seesterne zurück ins Meer wirft, obwohl vielleicht am nächsten Tage ebenso viele neue Seesterne auf den Strand gespült werden; für den einzelnen Seestern aber macht es einen Unterschied. Diese Geschichte berührte mich sehr und benennt, was unsere Arbeit für bedürftige Menschen in Kuba bedeutet. Auch wenn wir mit unserem Mikroprojekt nicht die Welt retten können: Es ergibt Sinn, aktiv einen eigenen Beitrag zu geben, indem wir mit unserem Sozialprojekt gemeinsam zu den Menschen gehen und mit unserer Arbeit ein bisschen neues Lebensgefühl und Hoffnung schenken.
Das Wichtigste in dieser Zusammenarbeit ist für mich, dass die kubanischen Jugendlichen planen, zu wem wir gehen und welche Arbeiten wichtig sind. Denn sie kennen ihr Land und die Menschen am besten. Sie können am besten einschätzen, was es braucht und was im Rahmen der Möglichkeiten liegt. In der diesjährigen Reise fand ich es super, dass sich einzelne von uns mehr Zeit nehmen konnten für Gespräche mit den Menschen, bei denen wir gearbeitet haben. Zum einen ist es, wie einer der kubanischen Gruppe es sagte: «Es tut den Menschen, die wir besuchen gut, wenn jemand sich Zeit nimmt und mit ihnen redet.» Zum anderen ist es auch für uns schön, mehr über die Menschen zu erfahren, die wir besuchen. Denn: «Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.»
Von Aline Burren, Co-Präsidentin der AG Together Weltweit Solothurn
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